natur
»Es gibt eine Sprache, die ist älter und tiefer als Worte. Es ist die Sprache der Körper. Von Körper an Körper, Wind an Schnee, Regen an Bäumen, Wellen an Stein. Es ist die Sprache der Träume, Gesten, Symbole, Erinnerung. Wir haben diese Sprache vergessen. Wir erinnern uns nicht einmal daran, dass es sie gibt.«
— Derrick Jensen
Das der Natur zugrunde liegende Wandlungsgeschehen lässt sich sehr schön auf die Gesellschaft und uns Menschen übertragen. Wir unterliegen denselben Prinzipien und Phänomenen, wir sind untrennbar mit der Natur verbunden. Diese Einheit ist nicht moralisch oder religiös gemeint, sondern phänomenologisch und naturalistisch.
»Solange ich lebe, werde ich dem Gesang von Wasserfällen, Vögeln und Winden lauschen. Ich werde die Sprache der Steine übersetzen, die Sprache der Flut, des Sturms und der Lawinen lernen. Ich werde mich vertraut machen mit Gletschern und wilden Gärten und versuchen, so nah an das Herz der Welt zu kommen, wie ich nur kann.«
— John Muir (frei übersetzt)
In der Betrachtung des Lebens und in meiner Beratungstätigkeit beziehe ich mich gerne auf die daoistische Philosophie, die der Verbindung von Natur und Mensch grosse Bedeutung beimisst. Sie lehrt einen, mit den Gezeiten der Natur zu gehen, im natürlichen Einklang mit dem Lauf der Dinge zu sein. Sie erinnert einen daran, in unserem hektischen Alltagsleben, Ruhe, Stille und Tiefe nicht zu vergessen.
»Das Wirken der Natur zu erkennen, und zu erkennen, in welcher
Beziehung das menschliche Wirken dazu stehen muss: das ist das Ziel.«
— Dschuang Dsi
Mich überzeugt und bereichert es sehr, mein gewohntes analytisches, diagnostisches und kausales Denken um einen korrelierenden Rahmen zu erweitern, der Wechselwirkungen
und Phänomene und den zusammenhängenden Sinn ergründet.
In der Beratung von Menschen und in der Entwicklung von Raum- und Farbkonzepten, beziehe ich im Wesentlichen folgende Konzepte aus der traditionellen chinesischen Philosophie mit ein:
Alles, was uns umgibt, wirkt auf uns. Diese unsichtbare Energie - im Daoismus „Qi“ genannt, die um und in uns, in jedem Wesen, jedem Stein, jeder Pflanze und jeder Zelle fliesst und alles durchdringt, belebt und gestaltet, wird als universelle Kraft verstanden, die materielle, emotionale und mentale Ebenen verbindet und die Welt im Innersten zusammenhält.
Alles steht in Beziehung miteinander, alles ergänzt und wandelt sich. Dieses Prinzip lässt uns auch nachvollziehen, dass Veränderungen in der Gestaltung unserer Räume eine unmittelbare Wirkung auf unser körperliches und seelisches Wohlbefinden haben.
Die wichtigste Grundlage in der traditionellen chinesischen Baukunst, Feng Shui, ist das Konzept von Yin (die schattige Seite des Berges) und Yang (die sonnige Seite des Berges) und die Lehre der Fünf Elemente. Yin und Yang, wie auch die Elemente Holz, Feuer, Erde, Metall und Wasser, die aus genauer Beobachtung der Natur abgeleitet sind, stehen für Zustände des Qi. Es handelt sich dabei nicht um statische Zustände, sondern um ineinander übergehende Zyklen, die ständig in Bewegung sind und sich gegenseitig beeinflussen und bedingen - die Jahreszeiten, Ebbe und Flut, das Weiche und das Harte, unser Atem …
Sie beziehen sich auf Wandeln, Werden, Wachsen und Vergehen - phänomenale Gesetz-mässigkeiten, denen die dynamischen Prozesse allen Lebens folgen.
»Man stelle den Menschen in eine Verbindung mit der Natur; dort hat er sich entwickelt und dort fühlt er sich besonders zu Hause.«
— Richard Neutra