Mensch
Auf der Suche nach einer Erweiterung unseres rationalen und linearen Denkstils, habe ich vor vielen Jahren auch die alte chinesische Philosophie und den Daoismus kennen gelernt. Das darin beschriebene Idealbild der Gesellschaft ist durch das friedliche Zusammenleben der Menschen und der Harmonie mit der Natur charakterisiert. Die daoistischen Lehren betrachten das Universum als ein sich stetig wandelndes, miteinander kommunizierendes und untrennbar verwobenes Ganzes. Sie beinhalten eine erstaunlich komplexe und stringente Darstellung universeller Ordnungsprinzipien. Interessanterweise finden sich in
der modernen Quantenphysik vergleichbare Erkenntnisse.
»Denn Sein und Nichtsein erzeugen einander.
Schwer und Leicht vollenden einander.
Lang und Kurz gestalten einander.
Vorher und Nachher folgen einander.«
— Laotse
Eines Tages entsteht hoffentlich eine versöhnlicher Brückenschlag zwischen westlichem Wissen und östlicher Weisheit. Dann wüssten wir nicht nur, wie die Dinge im Kleinen funktionieren, sondern auch, warum und in welchem zusammenhängenden Sinn sie im Grossen stehen. Und Denken und Fühlen fänden zusammen.
In der daoistischen Lehre findet sich auch ein Begriff, der den Einfluss von Himmel und Erde auf den Menschen und deren Einheit und gegenseitige Beeinflussung beschreibt: San Cai. Wörtlich übersetzt heisst er so viel wie „Drei Eins“. Als Bild ist es der Mensch im Raum zwischen Himmel und Erde stehend.
Dieses fundamentale Konzept prägt auch meine Arbeitsweise. Weil gute Raum- und Baukunst auf die individuelle Qualität des Ortes eingeht und zugleich auch der Entfaltung der emotionalen und spirituellen Bedürfnisse seiner Bewohner/innen dient.